Barbara Casasola - Mit Plissée und Pastell in den Winter ++
Die brasilianische Designerin Barbara Casasola wird mit ihren puren Plissée-Kleidern bereits als die neue Madame Grès gehandelt. In diesem Winter ist ihre aktuelle Kollektion der genaue Gegenpol zu allseits herrschender depressiver Grundstimmung und eine Aufforderung einfach gegen den Strom zu schwimmen.
Zur Fashion Week in London muss man im Herbst leider auch mit Regen rechnen. Aber wenn Barbara Casasola ihre Kollektion dort zeigt, macht einem der dunkle Winter plötzlich gar keine Angst mehr. Denn ihre aktuellen Modelle erinnern eher an warme Temperaturen und pastellige Leichtigkeit, als an die düsteren, aufgeplusterten Kollektionen ihrer Kollegen.
Die junge Designerin mit den wachen Rehaugen wurde 1984 in Brasilien als Tochter einer italienischen Mutter geboren. Ihre Großmutter, eine Schneiderin, lehrte sie bereits in jungen Jahren das Nähen, sodass sie bereits mit fundierten Vorkenntnissen in ihr Studium am renommierten Central St. Martins startete. Ihren Abschluss 2007 am Istituto Marangoni in Milan bestand sie mit Auszeichnung und als erste ihrer Klasse.
Die Stationen, die sie dann bestritt, spiegeln sich heute ganz und gar nicht in den Kollektionen ihres eigenen Labels wider. Sie arbeitete für Roberto Cavalli, für Gabriele Greiss, die frühere Kreativchefin von Sonia Rykiel, für See by Chloé und später für Lanvin. Wobei letzteres Label sie wahrscheinlich am nachhaltigsten beeinflusste.
Constanza Pascolato, die Chefredakteuerin der brasilianischen VOGUE, nahm die Debütantin gleich nach ihrer ersten Kollektion unter ihre Fittiche und auch die Presse in anderen Modemetropolen stürzte sich ganz ausgehungert auf die simplizistischen Designs. Klare Linienführung, fließende Stoffe und eine zurückgenommene Farbpalette, die meist durch nur zwei starke Farbtöne akzentuiert wird, bestimmen die Looks von Barbara Casasola. Und dann sind da noch die Plissée-Stoffe, die im exakten Faltenwurf wiederkehren.
Im Herbst/Winter 2013/14 sind die in ihrer Wahlheimat London kreierten und in Italien produzierten Kleider noch purer als die vorangegangenen Designs. Eisblau und strahlendes Weiß verstärken den klaren Look. Als einzige kräftige Farbtöne wurden ein intensives Bordeaux und ein kräftiges Lavendel gewählt, die Innenfutter und Details aus den kalten Winterfarben hervorleuchten lassen. Die Satinfäden, die Rockteile ausschmücken, erinnern wippend an die 20er Jahre, doch geometrischen Formen und Transparenz verpassen eine zeitgenössische Prise Purismus. Es ist, als würde Helmut Lang mit Madame Grés eine Liaison eingehen - unerwartet, aber plötzlich völlig logisch.
Zu den Kunden ihrer ökologisch-nachhaltigen Kollektionen gehören mittlerweile auch die brasilianische Prinzessin Paola von Orlèans-Braganza und Schauspielerin Gwyneth Paltrow, für die der Stil von Barbara Casasola wie gemacht ist.