J. JS LEE – Winterkollektion in asiatischem Minimalismus ++
Wenn Tilda Swinton einmal eine neue Haus- und Hofschneiderin braucht, dann müsste die Koreanerin Jackie JS LEE ihre erste Wahl in Sachen Styling sein. Denn ihre Mode ist cool, minimalistisch, klar und trotzdem wird uns gleich warm ums Herz beim Anblick ihrer neuen Herbst/Winter Kollektion 2013/14.
Vergleiche sind eigentlich oft unangepasst, vor allem wenn jemand eine so völlig eigenständige Handschrift hat. Aber man kommt fast nicht drum herum, ein paar große Namen aufzuzählen, die einen Stil geprägt haben, der jetzt von einer neuen Generation junger Designer weitergeführt wird. Jil Sander, Maison Martin Margiela oder Raf Simons - alle stehen sie für eine moderne, minimalistische Ästhetik, die auch bei Jackie J.S. Lee in allen Bereichen sichtbar ist. Sie hat ein außergewöhnliches Talent für besonders klar gezogenen Silhouetten und androgyn anmutende Mode.
Jackie J.S. Lee stammt aus Seoul, wo sie auch aufwuchs und nach ihrer Ausbildung als Schnittdirektrice arbeitete. Sie zog schließlich nach London, um dort weiter für das Modelabel KISA in diesem Beruf zu arbeiten, landete am Ende aber doch im Masterprogramm der Talentschmiede Central Saint Martins.
Wie im Leben alles kommt und geht, ging ihr Stern genau zu dem Zeitpunkt auf, als ein anderer großer Central Saint Martins Absolvent die Welt mit seinem Selbstmord schockierte. Jackie J.S. Lee zeigte ihre Abschlusskollektion in der gleiche Woche in der Alexander McQueen tot aufgefunden wurde. Die Stile könnten auf den ersten Blick zwar nicht unterschiedlicher sein, aber beide haben die klare Prägung und die Huldigung der hohen Schneiderkunst gemeinsam.
Wintermode, jenseits von Afrika
Ihre Kollektion im Herbst/Winter 2013/14 ist vom afrikanischen Kontinent inspiriert, was sich aber beim Blick auf das Ergebnis nur schwer erahnen lässt und sich mit keinem gängigen Klischee deckt. Keine afrikanischen Stoffe, keine ethnisch bunten Muster. Ganz im Gegenteil. Die Designerin entfernt sich ganz offensichtlich weit von dem, was das Land oberflächlich gesehen ausmacht und konzentriert sich auf traditionelle afrikanische Webtechniken, die sie ihrem minimalistischen Design zugrunde legt.
Sie kombiniert dicken, groben Schlaufenstrick mit filigranen Stoffen und platziert die weiche Wolle auch auf den Loafern und Sandalen. Für die kastigen Mäntel sind die Wollstoffe sogar so dick gewählt, dass sie durch ihren bloßen Fall wunderschöne sanfte Formen und Konturen kreieren. Die vorsichtige Annäherung an maskulin inspirierte Kleidungsstücke, die klassische Verarbeitung, die schmal geschnittenen Silhouetten, die die weiblichen Formen akzentuieren, anstatt sie zu verunstalten – all das macht den bevorstehenden Winter plötzlich ganz liebenswert für uns.