Japanese Dream – Fotografien aus einer vergessenen Zeit ++
Das landläufige Bild von Japan ist noch immer von der Zeit der Vormoderne geprägt, als es hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt wurde. Fast wurde diese faszinierende Kultur vollständig von der Neuzeit verschluckt. Doch der Bildband Japanese Dream mit Bildern von Felice Beato rettet diese Ära voller Geheimnisse und Schönheit vor dem Vergessen.
Wenn wir an das Japan von heute denken, dann kommen uns meist Bilder von dicht bevölkerten Städten, schreiend bunten Reklametafeln und Mädchen in naiven Schuluniformen in den Sinn. Doch da gibt es auch noch ein anderes Bild von Tradition und Nostalgie, das wir mit dem Land vor der Ostküste des asiatischen Kontinents verbinden. Es handelt von alten Tempeln, Kimonos, Geishas und Samurais, einer Welt, die der Fotograf Felice Beato in seinem Bildband Japanese Dream festgehalten hat.
Zur Zeit der Shongune-Dynastie im 17. Jahrhundert wurde Ausländern die Einreise nach Japan verweigert. Als die Grenzen schließlich geöffnet wurden, reiste der gebürtige Venezianer und Kriegsberichterstatter 1863 nach Yokohama ein und sollte über 20 Jahre dort bleiben.
Ein neuer Blickwinkel
Kein Zweiter porträtierte das Land und seine Menschen mit so viel Einfühlungsvermögen. Seine sorgfältigen Bildkompositionen und die Nachkoloration von Hand zeigen seinen Blickwinkel auf die traditionelle japanische Gesellschaft der ausgehenden Edo-Zeit. Beato gilt als Wiederentdecker des fast vergessenen Staates zur Zeit der Shongune Dynastie und prägte mit seinem Stil viele weitere Fotografen und sogar westliche Künstler wie Claude Monet.
Japanese Dream teilt sich in vier Abschnitte auf: Orte und Landschaften, das Universum der Frau, das Universum des Mannes und die Arbeit. In diesen Abschnitten wird das ganzheitliche Leben des Volkes der Edo-Zeit abgebildet. Die Texte, in Form von kurzen Notizen oder Essays, sind durchgängig in Deutsch und Englisch abgedruckt, bleiben aber bewusst im Hintergrund, um den Fotos den Vortritt zu lassen.
Nostalgie in Bildern
Der Alltag des vormodernen Japans zeigt sich von der Modernisierung Deutschlands zu dieser Zeit völlig unbeeindruckt. Wo in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts schon das Eisen regierte, sieht man auf den Bildern von Felice Beato Menschen mit Holzwerkzeug und zierlichen Arbeitsgeräten. Sie scheinen weit entfernt von Massenproduktion und Wirtschaftsboom des heutigen Japans. Dieses eindringliche Bild einer früheren Zeit entführt den Betrachter sofort in eine Märchenwelt.
Alle Bilder besitzen eine ganz besondere, mythische Aura. Sie zeigen Landschaftsformen, die durch ihre Gärten, Wasserfälle und Blumenarrangements von der wahren Ästhetik des frühen Japans zeugen. Sie decken die in Bräuchen und traditionellen Berufen fest verankerte Kultur des Volkes auf und zeigen Frauen in aufwendigen Kimonos, die an ihrer Bewegungsfreiheit zweifeln lassen. Kriegsszenen ganzkörpertätowierter Samurai-Krieger scheinen unwirklich und fast entrückt, denkt man an die Modernität des heutigen Japans.
+Diagnose+
Japanese Dream mit den gefühlvollen Fotografien von Felice Beato präsentiert ein faszinierendes Panorama eines Landes und seiner Bewohner, das zum Träumen und Nachdenken einlädt. Unser heutiges Bild von Japan ist noch immer zu großen Teilen von dieser Ära geprägt und würdigt sie angemessen in diesem Fotoband mit Bildern im XL-Format.
Titel: Japanese Dream
Autor: Monica Maffioli
Verlag: Hatje Cantz Verlag
Gebundene Ausgabe: 132 Seiten
Größe: 48,4 x 33,6 x 2,2 cm
ISBN-10: 3775734376
ISBN-13: 978-3775734370
Sprache: Englisch
Preis: 98,- Euro