Was kaufen? - Maison Martin Margiela für H&M im Selbsttest ++
Das Lookbook der Kollektion war schon vor Wochen auf etlichen Modeblogs online, doch bei der Flut an Bildern verlor man das eigentliche Launchdatum fast aus den Augen. Tatsächlich kommt die Kollektion von Maison Martin Margiela erst am 15. November in die H&M Stores und den Onlineshop. Welche der experimentellen Designs überhaupt alltagstauglich sind haben wir im Selbstversuch getestet.
Bei den Worten Maison Martin Margiela gerät so mancher Modefan ins Schwärmen, während andere müde abwinken. Sowohl die Persönlichkeit, als auch die Entwürfe des Designers sind ziemlich speziell und nicht jeder kann ernsthaft etwas damit anfangen. Von Martin Margiela gibt es weder Fotos noch Interviews und im Gegensatz zu den meisten Designern kreiert er keinen Hype um seine Person, sondern definiert sich über seine Mode. Deswegen herrschte erst einmal Verwunderung, als bekannt wurde, dass Martin Margiela seine Kollektionsteile mit der meist mehr als dekonstruierten Silhouette, der kommerziellen Modekette H&M zur Verfügung stellt. Doch dem Designer ist die Demokratisierung der Mode ein wichtiges Ziel und so ließ er sich auf das Experiment ein, die kontrastreichen Welten der beiden Modehäuser zu vereinen.
Die Kollektion besteht aus Re-Editionen bereits gezeigter Kollektionsteile und Accessoires für Männer und Frauen, die für H&M dem kleineren Budget der Kunden angepasst wurden. Margiela ist damit für den Modegiganten keine Kompromisse eingegangen. Seine Vorgänger wie Stella Mc Cartney, Versace oder Lanvin änderten vorhandene Designs ab oder entwarfen eine neue Kollektion extra für H&M.
Doch Maison Martin Margiela nimmt die Demokratisierung der Mode wörtlich und schenkt der Masse heiß begehrte Designerteile zum kleinen Preis. So kann man die Capsule Collection auch als Best of Martin Margiela bezeichnen und genau aus diesem Grund werden die Schlangen vor den Läden wieder endlos sein. Denn diesmal werden vor allem Designfreaks unter den Wartenden sein, die die verrückten Entwürfe des Designers am besten zu schätzen wissen.
Im H&M Showroom in Berlin konnten wir die Kollektion vorab live besgutachten und vor allem testen, in wie weit sich die ausgefallenen Teile mit dem eigenen Stil und vor allem der Straße in Einklang bringen lassen. Denn wer die Bilder kennt weiß, wie sonderbar die Mode von Martin Margiela ist. So kann man schnell in Umkleidenot geradten, denn bei manchen Looks müsste eine Anziehhilfe gleich mitgeliefert werden. Da die meisten Stücke ganz Martin Margiela-like im Big- oder Oversizelook geschnitten sind, sind kleine Frauen klar im Nachteil. Mit dem sicherlich warmen Bettdeckenmantel oder der schwarzen Jacke in Über-Übergröße braucht man also gar nicht erst anzufangen. Problemlos verträgt sich stattdessen mit der vorhandenen Garderobe der schmal geschnittene schwarze Blazer, der wohl das erste Teil war, welches Margiela für seine Linie entworfen hat und auch der Pullover aus Socken. Die Jeans im Baggy-Stil löst auf den ersten Blick Verzückung aus, auf den zweiten Blick sind die mickrigen 165cm ein Grund sie zurück zu hängen. Die witzigen Accessoires dagegen landen mit Sicherheit im Einkaufskorb, denn die Stiefelletten mit Plexiglasabsatz oder die Zellophan-Clutch sind einfach zu schön.
+Diagnose+
Die Kollektion ist ein echter Hingucker und die Kreationen als auch die Qualität sind ihr Geld wert. Alltagstauglich sind wohl eher die Accessoires, denn manche Teile der Martin Margiela Kollektion sind so lächerlich groß, dass nur ganz wenige Menschen in ihnen eine gute Figur machen. Außerdem sind viele Kombinationen für den edlen Anlass bestimmt und somit eine gute Alternative zum Kleinen Schwarzen, wenn man denn mal hinein gefunden hat.