Úna Burke – Lederaccessoires, die uns gefangen nehmen ++
Mit Leder den Körper formen, sich dabei aber weit weg von Fetisch und Sex positionieren, gelingt der Londoner Designerin Úna Burke vor allem in der aktuellen Herbst/Winter Kollektion 2012.
Der Gegensatz könnte nicht größer sein: Aufgewachsen auf einer kleinen, abgeschiedenen Farm in Irland, ist Úna Burke heute mit Anfang 30 eine preisgekrönte Londoner Newcomer Designerin. Die Awards und prominenten Kunden wie Daphne Guinness, Lady Gaga und Rihanna kommen nicht von ungefähr, denn ihre Kollektionen sind mit wenig Anderem zu vergleichen. Aus Lederstreifen fertigt die Designerin rüstungsartige Einzelteile und Accessoires an, die jedoch nichts mit Fetisch oder Sex zu tun haben. Dies stellt Úna immer wieder gerne richtig. Sie mag starke Frauen und ihre Ledermodelle sollen auch den Körper formen, aber auf eine weiche, feminine Art. Theatralisch, aber elegant. Die tragbaren Skulpturen sollen alles andere als bedrohlich wirken.
Nach ihrem Abschluss am London College of Fashion 2009 arbeitete sie für sie für Labels wie Burberry oder Philip Treacy. Aber ihre Gedanken und Visionen brauchten andere Kanäle.
Metamorphose, Wiedergeburt oder Alptraumszenarien – harte Kost wird allein durch das aneinandersetzen von festen Lederstreifen in Nude, Bordeaux oder Schwarz zu theatralischen Rüstungen. Darin sieht man aber trotzdem nie ein Kostüm, sondern einfach nur ein ziemlich cooles, avantgardistisches Kleidungsstück.
In der aktuellen Herbst/Winter Kollektion 2012 mit dem Namen Overcome schlägt Úna Burke plötzlich viel weichere Töne an. Trotz wiederholt ernstem Thema, wirken die skulpturalen Gürtel, Taschen und Schmuckstücke sehr viel leichter und verdaulicher.
Entsprungen ist diese Kollektion einem immer wiederkehrenden Traum über das Ertrinken und die Bedrohung durch das Element Wasser. Die zwiegespaltene Beziehung zu Wasser, bedrohend und beruhigend zugleich, faszinierte Úna schon immer. Im National Maritime Museum fand sie ihre neuen Herbstfarben Gold, Pflaume, Navy und dunkles Grün in dekorativen Marineelementen. Aber auch die Konstruktionen königlicher Boote liehen ihren neuen Modellen Formen, Linien und Strukturen. Viel weicher und weniger bedrohlich wirken nun die handgefertigten Lederaccessoires, als die Rüstungen der preisgekrönten Vorgängerkollektionen. Standen damals noch mehr die inneren Gefühle im Fokus der dramatischen Konzepte, fühlt sie sich heute selbst zufriedener und zeigt diese auch gerne in der aktuellen Kollektion.
Úna Burke verwendet Leder optisch sowie technisch sehr anspruchsvoll. In völlig neuer und unkonventioneller Weise verbindet sie Kunst und funktionales Design. Ihr Ziel ist es, mit traditionellen Techniken konzeptionelle Kreationen herzustellen und uns Leder auf eine neue Art nahe zu bringen. Mission erfüllt!